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Señor Turista - Begegnungen am Titicacasee

 



     
  Señor Turista  
  Begegnungen am Titicacasee  
 

Gerlinde Böhm Filmproduktion, 1985
Buch & Regie: Gerlinde Böhm
16mm, Farbe
Kamera: Clemens Frohmann
Ton: Michael Joe Küspert
Schnitt: Gerlinde Böhm

 
     
 

Der Ausschuss hält diesen Film für einen ungewöhnlichen Beitrag zu dem heute weltweit aktuellen Problem des Überlebens alter Kulturen unter dem Druck des organisierten Tourismus. Die Vorzüge des Films sind vor allem in der Geduld, mit der das filmische Material gesammelt wurde, in der bis ins Detail genauen Beobachtungen und dem Vertrauen auf die Wirkung des Bildes zu sehen.

Aus dem Gutachten der Filmbewertungsstelle vom 19.12.1985

Der Titicacasee ist der höchstgelegene schiffbare See der Welt - in den Anden zwischen Peru und Bolivien. Hier im See in der Bucht von Puno liegen die schwimmenden Schilfinseln der Urus – ein ganz besonders exotisches Reiseziel, das sich kaum einer der Peru-Touristen entgehen lässt. Bis zu fünfzehnmal täglich fallen hier in der Hauptsaison Boote mit Touristen ein. Ob es Lateinamerikaner, US-Amerikaner, Deutsche oder Franzosen sind, in ihrem Verhalten unterscheiden sie sich nicht. Sie fotografieren jeden Kochtopf und freuen sich darüber, dass ihnen die "wilden" Urukinder auf Deutsch "Alle meine Entchen" oder – wenn’s sein muss – auch ein japanisches Lied vorsingen.
Die Urus, die bei Tagesbeginn noch ganz gemächlich ihren verschiedenen Tätigkeiten nachgegangen waren – dem Fischfang, der Vogeljagd, der Essenzubereitung – sind wie umgewandelt in dem Moment, wo die Touristen eintreffen. Das Lachen der Kinder erstirbt und rundum wird gefeilscht.
Erst als das letzte Boot des Tages abgefahren ist, kehrt wieder Ruhe auf der Insel ein. Die harten Lebensbedingungen werden sichtbar; und auch, wie nötig die Urus die paar Geldscheine haben, die sie mit dem Verkauf ihrer Stickereien und ausgestopften Vögel an die Touristen verdienen.
Wie ungerecht ist andererseits die Diskriminierung, die die Urus seit Jahrhunderten erfahren. Früher, weil sie sich (von den Inkas und Aymarás) nicht zur Zwangsarbeit verpflichten ließen, heute, weil sie sich als "touristisch verseucht" bezeichnen lassen müssen.
Touristen meinen höchstens lapidar: "Ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand in so’ner Schilfhütte sein ganzes Leben verbringt."
Zwei Stunden weiter mit dem Motorboot von den schwimmenden Inseln der Urus aus liegt Taquile. Die Taquileños organisieren den Tourismus in Eigenregie. Wo die Urus noch nie ein Wörtchen mitzureden hatten und die Fremden seit zwanzig Jahren über sich ergehen lassen, da versuchen die Taquileños, "Nutzen aus dem Tourismus zu ziehen" (wie ihnen das "South American Handbook" vorwirft) und gleichzeitig ihre eigene Kultur nicht aufzugeben.

Presseheft zum Film, 1985
 
 

 

 
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© Gerlinde Böhm Filmproduktion 2011