Impressum english version Kontakt Home

Überblick

Schwerpunkte

Vita Gerlinde Böhm

Filmografie

Festivalteilnahmen


Dokumentarische Reihe :

Hab und Gut in aller Welt



Filme bestellen:

DVD Bestellung

AGBs

Kontakt



Filmauswahl:

blick . berlin . dok

Zauber der Anden

Vertrauen gegen Gewalt

Flucht nach Mexiko

Ein schmales Stück Deutschland

Heimkehr - Von Berlin nach Lima

Señor Turista - Begegnungen am Titicacasee

 



     
  Zauber der Anden  
     
 

ti:me:co:de für ZDF/arte, 1998
Dokumentarfilm, 55 min.
DigiBeta, 16:9, Farbe
Buch & Regie: Gerlinde Böhm
Kamera: Martin Rötger
Ton: Udo Radek
Schnitt: Rainer von Rottenburg

 
     
 

Als alle noch taten, was man seit Jahrhunderten getan hatte, war es nur die Pacha Mama, die Mutter Erde, die ihren Zorn über die Zerstörung der Natur kundtat, indem sie - wie die Sage berichtet die Asche der Holzkohlefeuer und die neugeborenen Kinder der Köhler fraß, damit aus ihnen nicht weitere Köhler werden konnten.
Nur kärgliche Reste sind geblieben vom üppigen Nebelwald, der einst die Ufer des Sees La Cocha in den kolumbianischen Anden bis auf die Gipfel in 3500 m Höhe bedeckte. Bittere Not hat die Anwohner des Sees seit der Besiedelung des Ufers dazu gezwungen, ihren Lebensunterhalt durch Abholzung zu bestreiten: Fünf Tage dauert es vom Fällen eines Baumes bis zur Fertigstellung einiger Säcke Holzkohle.
Doch die Verbreitung neuen Wissens, das Besinnen auf die Naturerfahrung der indianischen Vorfahren, einfache aber wirkungsvolle ökonomische Lösungen und ein kraftvoll-selbstbewußter, manchmal auch vorsichtig diplomatischer Ausbruch der Köhlerfrauen aus dem alten Rollenverständnis haben einen tiefgreifenden Wandel an der Laguna la Cocha bewirkt.
Die 50-jährige Conchita, Frau eines ehemaligen Köhlers und Mutter von fünf Kindern, ist dabei ein Dreh- und Angelpunkt. Vom starken Motiv beseelt, das Leben der Familien am See zu verbessern, wurde sie zu einer überzeugenden Anwältin für den Erhalt der Natur. Der höchst komplizierte und doch so einfache Zusammenhang von Ökologie und Ökonomie bestimmt ihr Denken und Handeln. Sie wirbt für alternative Erwerbsmöglichkeiten und praktiziert sie selbst: Meerschweinchen-, Forellen- und Kartoffelzucht statt weiterer Vernichtung des Waldes, rückzahlbare Kredite für einen Meerschweinchenstall statt Betteln um den Vorschuß beim Holzkohle-Zwischenhändler.
Mit finanzieller Hilfe aus dem Ausland vergab man Kredite für den Aufbau einer neuen Existenz vorrangig an Frauen, die für ihre Plackerei bis dahin nie entlohnt worden waren. "Wir hatten nie eigenes Geld" sagt Marina, "weil der Machismo so stark war". Ihr Mann Eusebio bestätigt das heute: "Wir Männer versagen ja manchmal ein bißchen".
Die Kamera zeigt die letzte kahle Stelle, die Conchitas Schwiegersohn Omar abgeholzt hat, bevor auch er sich für den Erhalt des Waldes und den Start in ein neues Leben entschied. Eusebio erklärt inzwischen Besuchern aus anderen Landesteilen Kolumbiens: "Hier ist alles so leergefegt, weil ich es abgeholzt habe. Jetzt bereue ich das zutiefst und schäme mich dafür."
Doch noch ist nicht alles entschieden am See. Der Bürgermeister von Pasto, einer Stadt mit 270.000 Einwohnern in der Nähe der Cocha, macht sich stark für den Bau eines Staudamms. Er soll zur profitablen Stromgewinnung dienen und die Wasserversorgung der rapide wachsenden Stadt sichern: ein Projekt, das weite Teile der Uferflächen überfluten und enormen Schaden am sich gerade erholenden Ökosystem anrichten würde.
Das Spannungsfeld von Modernisierung und Ökologie, von Profit durch Tourismus oder umweltschonendem Bewirtschaften uralter Naturräume macht auch um die Laguna la Cocha im abgelegenen Süden Kolumbiens keinen Bogen. Offen bleibt, ob sich die Hoffnungen der ehemaligen Köhler und heutigen Ökobauernfamilien, die einen so großen emanzipatorischen Schritt im Einklang mit dem Zauber der Anden getan haben, erfüllen können.

Empfehlung der Jury des XV. Fernsehworkshop Entwicklungspolitik 1999.
 
 

 

 
  zum Seitenanfang  
     
© Gerlinde Böhm Filmproduktion 2011