Inmitten eines wieder einmal turbulenten Fernsehabends mit News, Debatten und Talkshows konnte der Zuschauer vorgestern ein dreißigminütiges Kunstwerk entdecken, das alles andere in den Schatten stellte.
Erwin Leiser, Neue Züricher Zeitung, 23.10.1994 |
Was es heißt, mit jungen Rechtsradikalen zu arbeiten, zeigt Gerlinde Böhm in ihrem Dokumentarfilm "Vertrauen gegen Gewalt". Über ein halbes Jahr lang hat die Filmemacherin den Leiter eines Berliner Jugendclubs begleitet, der vorwiegend von rechtsradikalen Jugendlichen besucht wird.
Unermüdlich versucht der Sozialarbeiter, "seine Jungs" aus dem Kreislauf von Arbeitslosigkeit, Suff, Gewalt und Kriminalität herauszuholen und der Indoktrinierung rechtsradikaler Parteien und Organisationen entgegenzuwirken.
Gerlinde Böhm kommt in ihrem Film den Jugendlichen sehr nahe. Es gelingt ihr dadurch, die Unsicherheit deutlich zu machen, die die Jugendlichen mit ihrem gewalttätigen Gehabe verbergen wollen.
Wegschauen ist auch eine Möglichkeit, wenn es darum geht, sich mit gewaltbereiten, rechtsradikalen Jugendlichen auseinanderzusetzen. Genau das Gegenteil tat Gerlinde Böhm mit ihrem Filmbericht GLATZEN, CLIQUEN UND EIN CLUB, der in der ZDF-Reihe Kontext (...) lief. Ihr behutsames Portrait über junge Ostberliner zeigte, wie mit Skinheads gearbeitet wird, anstatt sie auszugrenzen.
Augsburger Allgemeine, 20.10.1994 |
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